Du liest gleich eine Ballade, die schon sehr alt ist.
Wahrscheinlich ist sie schon im 15. Jahrhundert entstanden und wurde durch die Jahrhunderte hin weiter entwickelt und textuell angepasst.

| Es waren zwei Königskinder, die hatten einander so lieb, sie konnten zusammen nicht kommen, denn das Wasser war viel zu tief. "Ach, Liebster, könntest du schwimmen, so schwimm doch herüber zu mir, drei Kerzen will ich anzünden, die sollen leuchten zu dir. Das hört eine böse Nonne, die tat, als wenn sie schlief, sie tat die Kerzen auslöschen, der Jüngling ertrank so tief. "Ach Fischer, liebster Fischer, willst du verdienen groß Lohn, so wirf dein Netz ins Wasser und fisch mir den Königssohn!" |
Er warf das Netz ins Wasser, es ging bis auf den Grund; er fischte und fischte so lange, bis er den Königssohn fand. Sie schloss ihn in ihre Arme und küsst seinen bleichen Mund: "Ach Mündlein, könntest du sprechen, so wär mein jung Herze gesund." Sie schwang um sich ihren Mantel und sprang wohl in die See: "Ade, mein Vater und Mutter, ihr seht mich nimmermehr!" Da hörte man Glocken läuten, da hörte man Jammer und Not; da lagen zwei Königskinder, und die waren beide tot! |