Lest die Sage vom Sennentunsch.
- INDIVIDUELL (10 Min.)
Die Sage vom Senntunsch
Vor alten Zeiten, auf einer Alp stand eine Hütte, und da walteten drei Alpknechte oder drei Brüder, ein Senn, ein Küher und ein Alpknecht. Sie hatten wenig Arbeit, denn das Vieh brauchte auf der Weide fast gar nicht gehütet zu werden und wurde nie gestallt. Einst, da sie vor Übermut und vor Langerweile nicht mehr wussten, was anfangen, gingen sie hin, schnitzten aus einem Stück Holz einen rohen Kopf, kleideten denselben in Lumpen und stellten die so entstandene Figur hinter den Tisch. Sie hatten ihr Gespött mit diesem Toggel oder Tunsch (Tunggel) und nannten ihn Häusäli.
Wenn sie geschwungene Nidel (Rahm) assen, fragten sie: Häusäli, magst auch ein wenig? Und strichen ihm einen Löffel voll unter die Nase und ums Maul. Nach und nach gaben sie ihm den Löffel in die Krallen und zeigten ihm, wie er dazu tun müsse, wenn er fressen wolle. Und siehe da! Der Toggel fing an zu fressen! Da erschraken sie zuerst, gewöhnten sich aber für und für daran und trieben wieder ihre Spässe. Als sie einmal Karten spielten, fragte der Senn: Häusäli, möchtest auch spielen? Und gab ihm die Karten. Zuerst musste er nur die Karten halten und sein Partner schaute sie selber auf und spielte sie aus. Nach und nach hielt aber der Tunsch die Karten fest und spielte selber. Das war ein Spass! Von nun an spielte er jedes Mal mit, und wers mit ihm hatte, der gewann immer.
Der Balg nährte sich gut und gedieh. Alle Sonntage mussten sie ihn auf den benachbarten Platz an die Sonne hinübertragen, und er war so fett, dass alle Alpknechte miteinander ihn kaum zu tragen vermochten. Als sie in den Oberstaffel umzogen, nahmen sie ihn mit und ebenso wieder, als sie im Herbst zurückkehrten. Am buntesten mit ihm triebs halt doch der Senn.
Der Sommer war dahin; die Alptriften erbleichten, und der Winter hatte schon die ersten Vorposten auf die Bergspitzen gestellt. Da hiess es abfahren von der Alp. Als die Kühe zusammengetrieben waren und alles bereit stand, stellte sich auch der Häusäli ein, aber nicht um einen rührenden Abschied zu feiern. Mit ernster und fester Geberde gebot der Toggel dem Senn, als dem Oberhaupt der Alp, zu bleiben, den anderen erlaubte er, abzufahren, aber ja nicht zurückzuschauen, bis sie das Egg erreicht hätten. So geschah es, der Senn blieb, die anderen zogen mit dem Vieh ab, und als sie das Egg erreicht hatten, schauten sie zurück und sahen mit Zittern und Schrecken, wie der Toggel des Senns blutige Haut auf dem Hüttendach ausspreitete.?
Wenn ihr noch mehr wissen möchtet über das Sennentuntschi: